KJA-Praxishilfe-5_SexuelleBildung_Modul-03

DAS THEMA

Sexuelle Bildung »meint die über präventive Kompetenzen hinausgehende und durch lernfördernde Impulse gestützte Selbstformung der sexuellen Identität einer Person mit dem Ziel ihrer individuell befriedigenden und sozial verträglichen Entfaltung auf allen Persönlichkeitsebenen und in allen Lebensaltern.« (Schmidt/Sielert [Hrsg.]: Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung, Weinheim 2013, S. 39).

Sexuelle Bildung als neuer und ganzheitlicher Begriff setzt einen anderen Schwerpunkt als die Ziele der klassischen Sexualpädagogik. Letztere informiert in engerem Sinne über biologische Faktoren und fördert und begleitet im weiteren Sinne die Kompetenz für sowie die Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen, die die individuelle Sexualität betreffen. Zudem vermittelt sie Inhalte der Aufklärung.

Sexuelle Bildung »als Weiterentwicklung von Sexualpädagogik versteht sich als ein Ansatz, der die Ressourcen Jugendlicher ernst nimmt und das Lernen deutlich mehr der Selbstorganisation statt der Bevormundung Erwachsener überlassen möchte. Sexuelle Bildung ist ein ganzheitlicheres Konzept des Arbeitens zum Thema Sexualität«. (Sexualpädagogik in der katholischen Jugend(verbands)arbeit – Eine Standortbestimmung im Kontext der neuen Missbrauchsdebatte – Martin Gnielka). Sexuelle Bildung bezieht sich somit nicht auf von außen gelenkte kontrollierte Lernprozesse, sondern betont die Selbstformung und damit auch die
eigene Gewissensbildung.

PÄDAGOGISCHER AUFTRAG

In der Jugendpastoral begreifen wir zunehmend sexuelle Bildung als notwendige Aufgabe für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen der katholischen Jugendarbeit.

Kinder und Jugendliche sind sexuelle Wesen. Für ihr Erwachsenwerden ist die Auseinandersetzung mit ihrer Sexualität ein wichtiger Bestandteil. Sie wünschen sich ein positives Leben und suchen nach Antworten darauf, wie ihr Leben, wie Freundschaften und wie ein sinnerfülltes Leben stattfinden kann. Die psychosexuelle Entwicklung eines Menschen ist Teil seiner körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität hat für die persönliche Identität junger Menschen und ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen einen hohen Stellenwert. Für eine umfassende und lebensweltorientierte Kinder- und Jugendarbeit ist es notwendig, die Lebensbereiche Sexualität, Liebe und Partnerschaft ausdrücklich in die alltägliche Arbeit einzubeziehen.

WAS DER KIRCHE WICHTIG IST

Vor diesem Hintergrund kann sexuelle Bildung als ein ganzheitliches Konzept in der Kinder- und Jugendarbeit zum Thema Sexualität verstanden werden. Entsprechend des christlichen Menschenbildes ist der Blick auf Sexualität positiv, wenn sie als ganzheitliches Bild der Einheit aus Körper, Seele und Geist wahrgenommen wird. Dabei verhilft sexuelle Bildung als Teil der Pädagogik dazu, junge Menschen stark und verantwortungsvoll beziehungsfähig zu machen. Den Mittelpunkt dabei bildet der Mensch als Abbild Gottes mit seinem Wert und seiner unauflöslichen Würde.

FÜR DIE PRAXIS

Der Auftrag an kirchliche Jungendarbeit, jungen Menschen die Kompetenz zur persönlichen Lebensgestaltung und Identitätsbildung zu vermitteln, beinhaltet Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung und Selbstvertrauen; dieselben Herausforderungen wie für die jungen Menschen in der Entwicklung ihrer sexuellen Identität. Damit verbindet kirchliche Jugendarbeit beide Bildungsprozesse miteinander.

Kontakt & Info

Oliver Karcz

Oliver Karcz

Referent für jugendpastorale Großveranstaltungen und spirituelle Veranstaltungen in Jugendbildungsstätten |
Kinder- und Jugendschutz