DAS THEMA
Wenn Jugendliche sich zunehmend von der Familie lösen, eröffnet Jugendarbeit ihnen einen Raum, in dem sie sich entfalten und Beziehungen aufbauen können, wo sie etwas erleben, sich erproben dürfen und unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten lebensbestimmende Erfahrungen machen können.
Die psychosexuelle Entwicklung eines Menschen ist Teil seiner körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität hat für die persönliche Identität junger Menschen und ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen einen hohen Stellenwert. Für eine umfassende und lebensweltorientierte Kinder- und Jugendarbeit ist es notwendig, die Lebensbereiche Sexualität, Liebe und Partnerschaft ausdrücklich in die alltägliche Arbeit einzubeziehen. Sexuelle Bildung versteht sich als ein Ansatz, der die Bedürfnisse junger Menschen ernst nimmt und ihre Selbstorganisation fördert. Sie hilft ihnen dabei, eine Gewissensentscheidung zu treffen für die bewusste und verantwortete Gestaltung der eigenen Sexualität.
PÄDAGOGISCHER AUFTRAG
Sexuelle Bildung versteht sich als Hilfe zur Identitätsentwicklung. Jugendpastoral bietet geschützte Orte für Gemeinschaft und ermöglicht Freiräume und verantwortungsvolle Beziehungen. Dabei erfahren junge Menschen Halt und Sicherheit und können eine positive Lebensperspektive entwickeln. Damit Aufwachsen gelingt, müssen Kinder und Jugendliche ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können. Sie müssen sich mit gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Erwartungen auseinandersetzen. Aufgabe der Jugendpastoral ist es, junge Menschen in ihrer Identitätsfindung zu unterstützen und zu begleiten, damit sie ihr Leben verstehen und gestalten lernen. Nach dem Grundverständnis kirchlicher Jugendarbeit beinhaltet das Ziel der (religiösen) Bildung von Kindern und Jugendlichen in christlicher Verantwortung immer Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. Die Basis bildet das christliche Menschenbild, laut dem jede Person von Gott geschaffen, mit Würde ausgestattet und frei ist. Junge Menschen sollen erfahren, dass sie gewollt sind, wie sie sind.
WAS DER KIRCHE WICHTIG IST
Die Kirche erwartet seit der Überarbeitung der Rahmenordnung Prävention im Januar 2020, dass alle Dienste und Einrichtungen, die (religions-)pädagogisch mit Kindern, Jugendlichen oder schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen arbeiten, ein Konzept für die sexuelle Bildung entwickeln und bei der Etablierung von alters- und entwicklungsgerechten Angeboten entsprechende Unterstützung zu erhalten. Unsere Arbeitshilfe leistet dazu einen Beitrag.
Sexuelle Bildung als Teil der Prävention gegen sexualisierte Gewalt
Seit der Veröffentlichung der neuen Präventionsordnung im Amtsblatt des Erzbistums Köln, 162. Jahrgang, Stück 5, 1. Mai 2022 ist der Auftrag der sexuellen Bildung Teil der Prävention: »In allen Einrichtungen soll sexuelle Bildung Bestandteil der professionellen Arbeit sein, durch die Selbstbestimmung und Selbstschutz der anvertrauten Minderjährigen bzw. schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen gestärkt werden.«
Bei dem Begriff »sexuelle Bildung« handelt es sich um eine Weiterentwicklung der klassischen Sexualpädagogik. Es geht darum, ausdrücklich alle Altersgruppen mit einzubeziehen und die Selbstbildungs- und Aneignungskräfte des Menschen stärker zu betonen; darüber hinaus ist der Begriff weiter gefasst und weniger stark konnotiert.
Mit diesem Auftrag rückt ein Aufgabenfeld in den Fokus, das der Bearbeitung bedarf: Die Qualifizierung derjenigen Personen, die in diesem Bereich in katholischen Einrichtungen und Diensten tätig sind. Entsprechend muss sexuelle Bildung in die Ausbildung von Personen integriert werden, die im Nah- und Abhängigkeitsbereich mit Kindern, Jugendlichen und schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen arbeiten. Laut MHG-Studie gilt dies insbesondere dann, wenn diese Personen die Lebensform des Zölibats gewählt haben.
Die Beschäftigung mit dem Thema »Sexualität im katholischen Kontext« kann die ambivalente Geschichte der christlichen Sexualethik nicht ausblenden. Inzwischen besteht zumindest in der katholischen Kirche in Deutschland eine gewisse Bereitschaft dazu, diese Beziehung neu zu reflektieren. Kardinal Reinhard Marx deutete in der Abschluss-Pressekonferenz der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2019 in Lingen eine gewisse Notwendigkeit an, sich aktiv dem Feld zuzuwenden: »Die Moralverkündigung gibt der überwiegenden Mehrheit der Getauften keine Orientierung. Sie fristet ein Nischendasein. Wir spüren, wie oft wir nicht sprachfähig sind in den Fragen an das heutige Sexualverhalten.«
Ein Konzept der sexuellen Bildung, das grenzachtend die emanzipatorische Selbstermächtigung (Empowerment) fördert und bei der persönlichen Suche nach sexueller Identität begleitet, wirkt sich positiv auf die Gestaltung von Einrichtungen und Diensten als Schutz- und Kompetenzraum aus. Als Schutzraum, weil es die Persönlichkeit und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen und übergriffiges Handeln zu erkennen, stärkt; als Kompetenzraum, weil es die Sprachfähigkeit der Verantwortlichen und im günstigsten Fall deren »Zuhörfähigkeit« steigert.
Damit ist sexuelle Bildung als Auftrag kirchlicher Jugendarbeit ein bedeutender Ansatz zur Prävention sexualisierter Gewalt und ermöglicht einen umfangreichen Schutz von Kindern und Jugendlichen.
FÜR DIE PRAXIS
Jugendpastoral leistet, neben anderen Sozialisationsinstanzen und der Peergroup, einen positiven Beitrag zur Identitätsentwicklung, zu tragfähigem Selbstwertgefühl und Beziehungsfähigkeit. In der Jugendpastoral werden durch Mitarbeiter/innen Angebote und Projekte und damit Erlebnisse und Beziehungen ermöglicht, dialogischer Umgang mit und zwischen jungen Menschen eingeübt und junge Menschen zu Lernprozessen motiviert. Die darüber hinaus üblichen Prinzipien der Jugendarbeit wie Achtsamkeit, Echtheit, Personalität und Partizipation bieten einen Rahmen, der diesen Prozess trägt.
» Sei verantwortungsvoll und hilfsbereit
Einrichtungen der Jugendpastoral bieten geschützte Orte für Gemeinschaft und ermöglichen Freiräume und verantwortungsvolle Beziehungen. Wenn Jugendliche sich zunehmend von der Familie lösen, eröffnet Jugendarbeit ihnen einen Raum, in dem sie sich entfalten und Beziehungen aufbauen können, wo sie etwas erleben, sich erproben dürfen sowie lebensbestimmende Erfahrungen machen können, und dies unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten.
» Achte die Bedeutung von Liebe und Geborgenheit
Was sagt dein Herz? Religiöse Bildung in Bezug auf Sexualität zielt auf ein Lernen in einem ganzheitlichen Sinne mit Kopf, Herz und Hand. In der Jugendpastoral werden durch Mitarbeiter/innen Angebote und Projekte und damit Erlebnisse, Gefühle sichtbar und Beziehungen ermöglicht, dialogischer Umgang mit und zwischen jungen Menschen eingeübt und junge Menschen zu Lernprozessen motiviert. Die darüber hinaus üblichen Prinzipien der Jugendarbeit wie Achtsamkeit, Echtheit, Personalität und Partizipation bieten einen Rahmen, der diesen Prozess trägt.
Die psychosexuelle Entwicklung eines Menschen ist Teil seiner körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität hat für die persönliche Identität junger Menschen und ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen einen hohen Stellenwert. Für eine umfassende und lebensweltorientierte Kinder- und Jugendarbeit ist es demnach notwendig, die Lebensbereiche Sexualität, Liebe und Partnerschaft ausdrücklich in die alltägliche Arbeit einzubeziehen. Sexuelle Bildung nimmt die Ressourcen und Bedürfnisse Jugendlicher ernst. Sie bietet jungen Menschen Hilfe, eine Gewissensentscheidung
zu finden für die bewusste und verantwortete Gestaltung der eigenen Sexualität.
» Sei solidarisch mit der Identität junger Menschen
Wer bist du? Damit Aufwachsen gelingt, müssen Kinder und Jugendliche ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können. Sie müssen sich mit gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Erwartungen auseinandersetzen. Aufgabe der Jugendpastoral ist es, junge
Menschen in ihrer Identitätsfindung zu unterstützen und zu begleiten, damit sie ihr Leben verstehen und gestalten lernen. Mit dem Angebot der sexuellen Bildung leistet Jugendpastoral, neben anderen Sozialisationsinstanzen und der Peergroup, einen positiven Beitrag zur Identitätsentwicklung, zu einem tragfähigen Selbstwertgefühl und Beziehungsfähigkeit.
» Sei achtsam und biete Schutz an
Ein Konzept der sexuellen Bildung, das grenzachtend die emanzipatorische Selbstermächtigung (Empowerment) fördert und bei der persönlichen Suche nach sexueller Identität begleitet, wirkt sich positiv auf die Gestaltung von Einrichtungen und Diensten als Schutz- und Kompetenzraum aus.
Damit ist sexuelle Bildung als Auftrag kirchlicher Jugendarbeit ebenfalls ein bedeutender Ansatz der Prävention gegen sexualisierte Gewalt und ermöglicht einen umfangreichen Schutz von Kindern und Jugendlichen. Entsprechend muss sexuelle Bildung in die Ausbildung von Personen integriert werden, die im Nah- und Abhängigkeitsbereich mit Kindern, Jugendlichen und schutz- und
hilfebedürftigen Erwachsenen arbeiten.
Religiöse Bildung in Bezug auf Sexualität zielt auf ein Lernen in einem ganzheitlichen Sinne mit Kopf, Herz und Hand ab. Es geht insbesondere um soziales Lernen und das partnerschaftliche dialogische Miteinander.