KJA-Praxishilfe-5_SexuelleBildung_Kachel-11

Ein Konzept beschreibt die pädagogische Grundorientierung einer Einrichtung sowie deren strukturellen, personellen, methodischen  Bedingungen, wie der Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungsauftrag umgesetzt werden soll.

Wesensmerkmal für ein wirksames Konzept in der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen ist, dass es nicht gradlinig verläuft,  sondern prozesshaft, Kreise der Informationen verbindet und durch das Miteinander Kinder und Jugendliche sowie Mitarbeitende in Bewegung setzt.

Ideen, Gedanken und Erfahrungen werden gesammelt, immer wieder entsprechend der Absprachen geordnet und zu einem Gesamtangebot zusammengefügt. Es erfordert bei den Mitarbeitenden die Gratwanderung zwischen der fachlichen  Auseinandersetzung mit der Lebenswelt und den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und der neutralen Betrachtung und pädagogischen Begleitung.

ALS AUFGABE IN DER PÄDAGOGISCHEN ARBEIT

Damit ein Konzept praxisorientiert ist, braucht es von Anfang an die Partizipation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Zielgruppen, Verantwortlichen und Menschen im Umfeld der Einrichtung (Eltern, andere Dienste etc.): »Partizipation ist ein konzeptionelles Essential der Kinder- und Jugendarbeit. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII § 11) verpflichtet die Kinder- und Jugendarbeit, ihre Angebote an den Interessen der Kinder und Jugendlichen zu orientieren und sie von ihnen mitbestimmen und mitgestalten zu lassen. Wie in kaum einer anderen Institution der Erziehung und Bildung fordern die strukturellen Bedingungen der Jugendarbeit die Kinder und Jugendlichen zur demokratischen Beteiligung an der Entscheidung und Gestaltung der gemeinsamen Aktivitäten heraus. Damit bietet Jugendarbeit Kindern und Jugendlichen strukturell einen einzigartigen Raum, um Erfahrungen demokratischer Mitentscheidung, Mithandlung und Mitverantwortung zu machen.« (vgl. www.partizipation-und-bildung.de/jugendarbeit).

Somit wird auch deutlich: Die Erstellung eines Konzeptes braucht ausreichend Zeit. Dem Team sollte klar sein, warum es sich auf den Weg der Erarbeitung eines Konzeptes macht: Was ist die Ausgangslage?

Folgende Situationen können der Grund sein:

  • Es gibt einen Auftrag von außen.
  • Das Team möchte etwas Neues ausprobieren, um sich ändernde Bedarfe zu berücksichtigen.
  • Die Arbeit in einem Bereich in der pädagogischen Arbeit von Kindern und Jugendlichen soll besser umgesetzt werden und konkreter für die Zielgruppe erfahrbar gemacht werden.
  • Gesetzliche Vorgaben und Anforderungen an die Einrichtung geben dies vor.

Alle Mitarbeitenden sollten vorab für sich klären:

  • Welche Interessen leiten mich in den Themen des Konzeptes?
  • Welche Anknüpfungspunkte habe ich zu dem Thema?
  • Welche Wirkung verspreche ich mir von einem solchen Konzept für meine Arbeit?
  • Wovor habe ich Respekt?
  • Welche Chancen und welche Grenzen sehe ich in der Umsetzung?

Ziel dieser Reflexion ist es zu unterscheiden, was davon persönliche und was professionelle Zielsetzungen oder Risiken sind. Erst danach lassen sich Grundlagen eines Konzeptes im Team entwickeln und definieren, damit eine gemeinsame Identifikation mit der Aufgabe in der Einrichtung oder im Projekt entsteht.


Ein anderer Faktor für das Gelingen und die Praxisrelevanz des Konzeptes ist, dass nach der intensiven Vorbereitungsphase eine konkrete Planungsgrundlage vorliegt:

  • Welche Informationen zum Thema liegen vor und welche fehlen noch? (Zielgruppe, Fachliteratur, Experten, Sozialraum, Thesen, Medien etc.)
  • Welche Inhalte aus den gesammelten Informationen wollen wir verwenden?
  • Wie bewerten wir diese Informationen und welche Kriterien leiten wir daraus für unser Konzept/für die Methoden ab?
  • Wie und wann informieren wir über unser Vorhaben?
  • Wie sieht unser Zeitplan aus und wie werden wir unsere Ziele kontrollieren?

In der Endfassung ist das Konzept eine Beschreibung der Arbeit in der Einrichtung, und sie beantwortet die Fragen der Kollegen und Kolleginnen und auch Außenstehenden nach der Theorie hinter der Bildungsarbeit mit Kindern- und Jugendlichen.

Sie sollten darauf achten, dass Ihre Konzeption eine klare und logische Struktur hat. Das bedeutet, den Leserinnen und Lesern sollte schon auf den ersten Seiten klar sein, wie Ihre Konzeption aufgebaut ist, welchem roten Faden sie folgt.

KONZEPT-MUSTER

Hier ein Muster für eine mögliche Gliederung eines pädagogischen Konzeptes:

  1. Beschreibung der Organisation/des Trägers

  2. Beschreibung der Einrichtung/der Maßnahme/des Projektes/des Leistungsbereiches

  3. Bedarfseinschätzung

  4. Ziel der Einrichtung

    4.1 Ziel der pädagogischen Arbeit
    4.2 Zielgruppenbeschreibung

  5. Leistungen/Angebote
    Welche Formen, welche Methoden, was wird angeboten?

  6. Ausstattungsmerkmale
    6.1 Personalausstattung
    6.2 Finanzelle Ausstattung (wenn nötig)
    6.3 Räumliche Ausstattung
    6.4 Öffnungszeiten

  7. Kooperation und Vernetzung

  8. Qualitätsstandards
    8.1 Pädagogische Standards
    8.2 Weitere Standards

  9. Qualitätssicherung
    9.1 Erfolgsbeobachtung/Wirksamkeitsdialog
    9.2 Konzeptionsentwicklung und -anpassung
    9.3 Dokumentation
    9.4 Personalentwicklung

  10. Ansprechpartner